Workshop 2018 in Überherrn-Berus

Sendehalle Europe 1 in Überherrn-Berus

GRENZGÄNGER – VOM UMGANG MIT LEICHTEN SCHALENTRAGWERKEN

Ein internationaler Workshop im Rahmen von
RESONANZEN, DIE LANGEN WELLEN DER UTOPIE
im Europäischen Kulturerbejahr 2018

veranstaltet von der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte und des
Landesdenkmalamt des Saarlandes.

11.–13. Oktober 2018 in der ehem. Sendehalle Europe 1 in Überherrn-Berus

→ Programm (PDF)
Für einzelne Beiträge ist eine Zusammenfassung abrufbar. Klicken Sie hierzu unten auf den jeweiligen Vortrag.

Die ehemalige Sendehalle des Senders Europe 1 beeindruckt nicht nur durch ihre lediglich 5 cm starke, aber 80 m weit gespannte Betonschale. Faszinierend ist auch ihre dramatische Baugeschichte. Jean-François Guédy als Architekt und Bernard Laffaille als Ingenieur konzipierten das Dach 1953 zunächst als schlaff bewehrte, angesichts zu großer Durchbiegungen dann aber als vorgespannte Schalenkonstruktion. Beim Aufbringen der Vorspannung indes zerriss die Schale. Eugène Freyssinet, weltweit renommiert als „Vater des Spannbetons“, übernahm das Projekt im Herbst 1954 und konnte es mit geänderter konstruktiver Konzeption fertigstellen. 1980 offenbarten Bauschäden gravierende Mängel auch seiner Lösung; die Schale konnte nur durch eine nochmalige Änderung des Tragkonzepts und umfassende Ertüchtigungen gerettet werden.

Nicht nur zwischen den Welten des französischen und deutschen Ingenieurbaus, nicht nur zwischen Architektur und Konstruktion ist das spektakuläre Bauwerk ein Grenzgänger: Seine Schadensgeschichte macht es auch zu einem paradigmatischen Beispiel für den Drang der Hochmoderne, unter dem Leitbild absoluter Leichtigkeit die Grenzen des bislang technisch Möglichen überwinden zu wollen.

Wie in Berus glichen Konzeption und Ausführung vieler weiterer Schalenbauten nicht selten einem waghalsigen Tanz auf Messers Schneide. Und selbst wenn sie zunächst (zumindest leidlich) funktionierten, wirft spätestens ihr Erhalt komplexe Fragen auf. Zwischen diesen beiden Polen – Wagnis und Erhalt – war dieser Workshop angesiedelt.

Programm

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Keynote in der ehem. Sendehalle Europe 1 

Bernard Espion (Brüssel)
The long road to Berus: Bernard Laffaille and Eugène Freyssinet as designers of lightweight roof structures

Freitag, 12. Oktober 2018
Vorträge und Diskussion in der ehem. Sendehalle Europe 1

Einführung
Werner Lorenz & Roland May (Cottbus)

Grenzüberschreitungen – Erfolg und Scheitern

Berichte:

Werner Lorenz (Cottbus)
Die langen Wellen der Utopie I: Entwurfs- und Baugeschichte der Sendehalle in Berus

Roland May (Cottbus)
Ein Hangareinsturz in Cottbus und seine Folgen für den Zeiss-Dywidag-Schalenbau

Steffen de Rudder (Weimar)
Die Lehren aus dem Einsturz der Berliner Kongreßhalle

Chris Williams (Göteborg)
Multihalle Mannheim – How we designed and analysed the structure originally, and would we do it any differently now?

Yves Duchêne (Lüttich)
Roof collapse of the terminal 2E at Paris-Charles de Gaulle Airport

in restauro – Wie umgehen mit grenzwertiger Baukunst?

Berichte

Axel Böcker (Saarbrücken)
Die langen Wellen der Utopie II: Die Sendehalle in Berus als Denkmal

Yves Rammer (Brüssel)
Structural assessment of a hypar shell from 1966

Geraldine Buchenau (Karlsruhe)
Schwarzwaldhalle Karlsruhe – Sicherheit durch Monitoring

Alexander Schumann (Dresden)
Müthers Schale im neuen Gewand: Verstärkung der Hyparschale in Magdeburg mit Carbonbeton

Tanja Scheffler (Dresden)
Der „Teepott“ in Rostock-Warnemünde – trotz Sanierung schon wieder ein Abrisskandidat?

Markus Otto & Sebastian Hettchen (Cottbus)
Die langen Wellen der Utopie III: Wie entwickelt man die Zukunft von gestern für morgen weiter?

Schlussdiskussion

Samstag, 13. Oktober 2018

Exkursion zu Schalenbauten in der Region

Stationen: Friedrich-Ebert-Halle, Ludwigshafen (Führung durch Michael Cordier und Lars Hein) | Multihalle, Mannheim (Führung durch Wolfgang Naumer)

Konzeption

Konzeption: Roland May & Werner Lorenz (Gesellschaft für Bautechnikgeschichte)
Organisation vor Ort: Axel Böcker (Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes)

Kooperationspartner: Interreg | Ingenieurkammer Saarland | Gemeinde Überherrn


Archiv

Anmeldung

Um Anmeldung bis 30. September 2018 wird gebeten unter: a.boecker@bildung.saarland.de

Tagungsbeitrag
40 € (25 € für Mitglieder der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte e.V. und Studierende)

Die ehemalige Sendehalle des Senders Europe 1 beeindruckt nicht nur durch ihre lediglich 5 cm starke, aber 80 m weit gespannte Betonschale. Faszinierend ist auch ihre dramatische Baugeschichte. Jean-François Guédy als Architekt und Bernard Laffaille als Ingenieur konzipierten das Dach 1953 zunächst als schlaff bewehrte, angesichts zu großer Durchbiegungen dann aber als vorgespannte Schalenkonstruktion. Beim Aufbringen der Vorspannung indes zerriss die Schale. Eugène Freyssinet, weltweit renommiert als „Vater des Spannbetons“, übernahm das Projekt im Herbst 1954 und konnte es mit geänderter konstruktiver Konzeption fertigstellen. 1980 offenbarten
Bauschäden gravierende Mängel auch seiner Lösung; die Schale konnte nur durch eine
nochmalige Änderung des Tragkonzepts und umfassende Ertüchtigungen gerettet werden.
Nicht nur zwischen den Welten des französischen und deutschen Ingenieurbaus, nicht nur zwischen Architektur und Konstruktion ist das spektakuläre Bauwerk ein Grenzgänger: Seine Schadensgeschichte macht es auch zu einem paradigmatischen Beispiel für den Drang der Hochmoderne, unter dem Leitbild absoluter Leichtigkeit die Grenzen des bislang technisch Möglichen überwinden zu wollen.
Wie in Berus glichen Konzeption und Ausführung vieler weiterer Schalenbauten nicht
selten einem waghalsigen Tanz auf Messers Schneide. Und selbst wenn sie zunächst (zumindest leidlich) funktionierten, wirft spätestens ihr Erhalt komplexe Fragen auf. Zwischen diesen beiden Polen – Wagnis und Erhalt – ist dieser Workshop angesiedelt.

Zielgruppe

Die Tagung richtet sich an Fachleute und Interessierte aus Architektur, Bauingenieurwesen, Denkmalpflege und Konstruktionsgeschichte und zielt auf eine Intensivierung des fachlichen Austauschs zwischen den Disziplinen