Friedrich-Ebert-Brücke (ehem. Nordbrücke) in Bonn

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| Funktion |
Straßenbrücke zur Überführung der BAB 565 über den Rhein |
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| Adresse |
Deutschland, 53117 Bonn / 53225 Bonn-Beuel, Rheinkilometer 657,145 |
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| Geographische Lage |
50°45’23″N, 7°5’58″E |
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| Bauzeit |
1964–67 |
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| Beteiligte Akteure |
Entwurf: Hellmut Homberg; Ausführungsplanung (AP), Fertigung (F) und Montage (M) der Überbauten der Strombrücke: Fa. Hein, Lehmann & Co. AG (Fritz-Richard Weitz [Gesamtleitung], Erwin Volke und Reiner Saul [AP + F], Paul Stern [M]); Ausführung Unterbauten Strombrücke: Arbeitsgemeinschaft der Firmen Grün & Bilfinger, Philipp Holzmann und Paproth; Vertreter der Bauverwaltungen: Wilhelm Klingenberg (Bundesministerium für Verkehr), Hans Daniel (Landschaftsverband Rheinland, Referat für Brücken- und Ingenieurbau); architektonische Bearbeitung: Heinrich Bartmann. |
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| Tragwerk |
Bei der bautechnikgeschichtlich besonders bemerkenswerten Strombrücke handelt es sich um eine seilverspannte Mittelträgerbrücke mit an zwei Pylonen harfenartig angeordneten Abspannungen aus je 20 Seilen mit Durchmessern von 91 bis 123 mm. Ihr stählernes, rund 29 m breites Fahrbahndeck bildet ein verdrehsteifer Hohlkasten, der zur Oberseite mit einer weit auskragenden, orthotrope Platte abschließt. Den Rhein überwindet das Bauwerk mit einer Hauptöffnung von 280 m und zwei Seitenfeldern von je 120,1 m Spannweite. Mit den beidseitig anschließenden Vorlandbrücken in Spannbeton erreicht das Bauwerk eine Länge von knapp 1300 m. |
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| Bedeutung |
“When West German architects first saw plans for the revolutionary cable stay Bonn-Nord Bridge over the river Rhine they wanted to rename the crossing: Beethoven bridge – because of the music in the structure.” (Bill O’Neill) Die Friedrich-Ebert-Brücke ist die erste Vielseil-Schrägseilbrücke der Welt, errichtet nach den Patenten des beratenden Ingenieurs Hellmut Homberg (1909–1990). Der harfenförmig verteilte Lasteintrag der Seilkräfte in den Balken erleichterte einerseits ganz entscheidend die Montage des Fahrbahnträgers und veränderte den Kraftfluss in diesem zentralen Bauelement vom punktgestützten durchlaufenden Balken mit starkem Momentenaufbau zu einem deutlich geringer beanspruchten, elastisch gebetteten Balken. Erst diese baustatische Innovation Hombergs legte die Grundlage für den weltweiten Erfolg der harfenförmigen Schrägseilbrücken, so dass sie als Jahrhundertinnovation im Großbrückenbaus bezeichnet werden kann: Weltweit entstanden nach diesem Vorbild bislang mehr als 1000 Großbrücken, die bei Spannweiten bis ca. 1000 m die ehemals dominierenden Hängebrücken nahezu vollständig verdrängt haben. |
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| Aktuelle Nutzung |
Autobahnbrücke |
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| Denkmalstatus |
Ende Januar 2025 Beantragung auf Eintrag in die Denkmalliste bei der Bezirksregierung Köln durch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. |
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| Bedrohungsszenario |
Das – wie alle deutschen Autobahnbrücken – kontinuierlich zunehmender Verkehrslast ausgesetzte Bauwerk wurde 1994–96 verschiedenen technischen Prüfungen unterzogen, in Kombination mit Sanierungen der Pylone, der Schrägseile und des Versteifungsträgers sowie der Erneuerung des Korrosionsschutzes. Nach windinduzierten Schwingungserscheinungen im Jahr 1998 erfolgte der Einbau von insgesamt 20 Schwingungsdämpfern. Im Kontext des 2007 entwickelten Vorhabens einer Generalinstandsetzung wurden 2014 zunächst nur die Fahrbahnübergänge ausgetauscht. Im Anschluss durchgeführte Nachrechnungen bestätigten nach Aussage von unter anderem dem ehemaligen Technischen Bauleiter des Bauwerks, Reiner Saul, eine weiterhin vollumfänglich gesichtete Standsicherheit der Brücke. Dennoch durften seit Oktober 2016 genehmigungspflichtige Schwertransporte die Brücke aus Sicherheitsgründen nicht mehr passieren. Zwei Jahre später überraschte der Landesbetrieb Straßen NRW mit der Nachricht, die Brücke solle in Bälde aufgrund der „kurzen Restnutzungsdauer“ sowie eines geplanten sechsstreifigen Ausbaus der BAB 565 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Aktuell wird mit einem Beginn dieser Maßnahme vor 2030 nicht gerechnet, weshalb die Brücke seit 2024 im Hinblick auf eventuelle Mängel in der Stahlkonstruktion einer vertiefenden materialtechnischen Untersuchung unterzogen wird. Die Bundesstadt Bonn teilte am 2. Juli 2025 mit, sich entschieden gegen die von der Autobahn GmbH des Bundes geplante Verbreiterung der Autobahn und den damit verbundenen Neubau der Friedrich-Ebert-Brücke aussprechen. Die Stadtverwaltung Bonn hat ihrem Stadtrat einen diesbezüglichen Beschlussvorschlag vorgelegt über den am 4. September final abgestimmt werden soll. |
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| Literatur/Quellen |
Saul, R.; Angelmaier, V.; Stockmann, R.: „50 Jahre Rheinbrücke Bonn-Nord“. In: Stahlbau 87 (2018), Nr. 1, S. 53–60 Pelke, E.; Kurrer, K.-E.: „The art of major bridge building – Hellmut Homberg and his contribution to multi-cable-stayed spans“. In: Steel Construction 5 (2012), Nr. 4, S. 251–265 Kurrer, K.-E.; Pelke, E.; Stiglat, K.: „Einheit von Wissenschaft und Kunst im Brückenbau: Hellmut Homberg (1909-1990) – Sein Beitrag zur Theorie des Brückenbaus“. In: Bautechnik 86 (2009), Nr. 10, S. 647–655, Nr. 12, S. 794–809, und 87 (2010), Nr. 2, S. 86–115 O’Neill, B.: „Hellmut Homberg: Beethoven of bridge building“. In: New Civil Engineer (1981), 30.4., S. 14f. Weitz, F.-R.: „Neuzeitliche Gesichtspunkte im schweißenden Brückenbau“. In: Stahlbau 43 (1974), Nr. 3, S. 73–81 Thul, H.: „Die Friedrich-Ebert-Brücke über den Rhein in Bonn“. In: Bauingenieur 46 (1971), Nr. 9, S. 327–333 Thul, H.: „Eine neue Brücke in Bonn-Nord“. In: Straße und Autobahn 18 (1967), Nr. 8, S. 261–267 |
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| Weblinks |
WDR: „Autobahnbrücke als Denkmal? Abriss der Bonner Nordbrücke gefährdet“, 13.03.2025 (https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/nordbruecke-bonn-denkmalschutz-verhindert-abriss-100.html) „Denkmalschutz für Bonner Schrägseilbrücke beantragt“, 11.03.2025 (https://industrie-kultur.org/2025/03/denkmalschutz-fuer-bonner-schraegseilbruecke-beantragt) LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland: „Die Friedrich-Ebert-Brücke in Bonn – ein Denkmal am seidenen Schrägseil?“, [um März 2025] (https://denkmalpflege.lvr.de/de/aufgaben/industriedenkmalpflege/projekte_8/inhaltsseite_25.html) „A565 – Neubau der Rheinbrücke (Friedrich-Ebert-Brücke) inkl. sechsstreifiger Ausbau zwischen AK Bonn-Nord und AS Bonn-Beuel“, Stand: März 2025 (https://bonnbewegt.de/de/baumassnahme-a565-rheinbruecke-bonn-nord-neubau) „A565 – Sanierung Rheinbrücke Bonn-Nord“, Stand: Februar 2025 (https://bonnbewegt.de/de/baumassnahme-a565-rheinbruecke-bonn-nord-sanierung) Barbara Wunsch: „Friedrich-Ebert-Brücke“, [ca. Januar 2022] (https://bonn.rheinische-industriekultur.com/friedrich-ebert-bruecke „Friedrich-Ebert-Brücke Bonn“, in: Kuladig, o.D. (https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-89009-20140324-2) Dieter Brockschnieder: „Paukenschlag in Bonn – Stadt will Stadt will neue A565-Brücke über den Rhein verhindern“ in Kölner Stadtanzeiger vom 04.07.2025 (https://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/bonn/paukenschlag-in-bonn-stadt-will-neue-a565-rheinbruecke-verhindern-1057946) |
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| Ersteintrag |
04.08.2025 (EP / KEK / RM) |
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| Änderungen | |||